KW23_Kita Offenburger Modell_Foto Maren Lösel

Was in der Kita Kunterbunt in Nellingen als Pilotprojekt begann, soll nun zur langfristigen Lösung gegen den Fachkräftemangel in Ostfilderns Kindertageseinrichtungen beitragen: Der Gemeinderat hat mit großer Mehrheit beschlossen, die vom Malteser Hilfsdienst angebotenen Spielzeiten bis Ende 2027 auf bis zu acht Betreuungsgruppen auszuweiten. Die Erfahrungen aus der ersten Phase sind durchweg positiv – für Kinder, Eltern und Kita-Teams. 

Seit September 2024 ergänzt in der Kita Kunterbunt eine sogenannte Spiel- und Betreuungszeitgruppe das reguläre Angebot. Von montags bis freitags schließt sich diese jeweils zwei Stunden an die Kernbetreuungszeit durch pädagogische Fachkräfte an. Getragen wird das Angebot vom Malteser Hilfsdienst, der damit hilft, Betreuungslücken in Zeiten knapper Personalressourcen zu schließen.

Verlässliche Betreuung trotz Fachkräftemangel

Ziel der Kooperation ist es, Eltern ein verlässliches Betreuungsangebot zu bieten – auch dann, wenn es an Erzieherinnen und Erziehern fehlt. Die pädagogischen Fachkräfte konzentrieren sich vormittags zwischen 7.30 und 13.30 Uhr oder 14.30 Uhr auf ihre Kernaufgaben. Daran schließt sich die Spielzeit durch drei speziell geschulte Kräfte der Malteser an. Diese gestalten den Nachmittag mit Spiel, Bewegung, Bastelangeboten oder Vorlesen – immer mit Blick auf die Bedürfnisse der Kinder.

Die Betreuerinnen und Betreuer stammen meist aus dem lokalen Umfeld der Kita, bringen Lebenserfahrung mit und absolvieren vorab Schulungen in Kinderschutz, Erster Hilfe und pädagogischen Grundlagen. Die Übergabe von der Fachkraft zur Spielzeitkraft ist fester Bestandteil des Tagesablaufs – eine wichtige Brücke, die für Verlässlichkeit und Sicherheit sorgt.

Dass das Modell funktioniert, zeigt sich nicht nur an der hohen Nachfrage: In der Kita Kunterbunt sind derzeit 19 Kinder für die Spielzeit angemeldet. Auch das pädagogische Team hat sich nach anfänglicher Skepsis überzeugt gezeigt. Die Zusammenarbeit mit den Maltesern klappt gut, Dienstpläne lassen sich einfacher gestalten, Spätschichten entfallen. Eltern loben die neu gewonnene Planungssicherheit: Knapp zehn zusätzliche Betreuungsstunden pro Woche entlasten berufstätige Familien spürbar.

Erweiterung auf weitere Kitas geplant

Auch in der Kita Kinderwelt soll ab Juni 2025 eine weitere Spielzeitgruppe starten. Dort war die Ganztagsbetreuung zuletzt stark eingeschränkt, weil Stellen nicht besetzt werden konnten. Gespräche mit Team und Eltern laufen bereits.

Insgesamt plant die Stadt, das Angebot bis 2027 auf bis zu acht Gruppen auszuweiten. Finanziert wird das Modell durch die Stadt Ostfildern: Für acht Gruppen rechnet die Verwaltung mit einem jährlichen Aufwand von rund 540.000 Euro. Die Eltern zahlen lediglich einen differenzierten Beitrag zwischen regulärer und erweiterter Betreuungszeit, basierend auf der städtischen Gebührensatzung.

Trotz intensiver Bemühungen gelingt es der Stadt derzeit nicht, ausreichend pädagogisches Fachpersonal zu gewinnen – eine Entwicklung, die viele Kommunen trifft. Der Bedarf nach flexiblen Lösungen ist hoch, gleichzeitig bestehen in Teilen der Elternschaft und der Fachteams noch Vorbehalte gegenüber alternativen Betreuungsmodellen. Dennoch zeigen die Erfahrungen in Nellingen, dass gut organisierte Zusatzangebote wie Spielzeiten der Malteser eine sinnvolle Ergänzung im Kita-Alltag darstellen können – nicht als Ersatz für pädagogische Fachkräfte, sondern als verlässliche Brücke in schwierigen Zeiten.

Mit dem mit großer Mehrheit gefassten Beschluss des Gemeinderats ist der Weg für eine schrittweise Ausweitung nun frei. Neben den Kitas Kunterbunt und Kinderwelt sieht die Stadt auch in Einrichtungen im Scharnhauser Park und in Scharnhausen dringenden Bedarf. Ob das Angebot überall angenommen wird, bleibt offen – doch eines ist klar: Die Spielzeitgruppen mit den Maltesern bringen Stabilität in eine angespannte Betreuungssituation.

 



02.06.2025 11:44:58